Impftourismus als neuer Tourismus

Die Luxus-Impfreise gibt es ab 3.000 Euro pro Person

Wien- Christian W. Mucha ist kein Mann der leisen Töne. Jetzt kündigt der Wiener Verleger an, Impfreisen ins Ausland anbieten zu wollen – als Mittel gegen die Vakzin-Verweigerer. Meint er das wirklich ernst?

„First come. First go. Freedom for you.“ So lautet das Prinzip, nach dem die sogenannten Impfreisen des Verlegers Christian Mucha ablaufen sollen. Der Österreicher möchte damit Menschen ermöglichen, ihre Impfung zu erhalten – unabhängig von einer vorgesehenen Reihung nach Alter und Gefährdungsrisiko.

Die Menschen sollen aber nicht nur zur Impfung an den vorgesehenen Ort kommen, um dann geimpft wieder nach Hause fliegen zu können. Der Trip ist mit einer mehrwöchigen Reise verbunden. Also quasi Urlaub mit COVID-19-Impfung.

Mucha ist mit dieser Geschäftsidee nicht der Einzige, der sogenannte Impfreisen anbieten möchte. Auch der deutsche Reiseanbieter FIT Reisen hat die Idee des Impftourismus weiterentwickelt.

Eine Impfreise ist ein mehrwöchiger Erholungsurlaub, bei dem Reisende die Möglichkeit haben, sich parallel zum Urlaub freiwillig gegen das Corona-Virus impfen zu lassen. In einem separaten Arzttermin können Sie alles Wichtige wie Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen etc. besprechen und sich in dem Rahmen für eine Impfung entscheiden.

Nicht nur für Reiche?

Die Reise soll sich in einem Zeitraum von drei bis vier Wochen bewegen. Aber wie viel wird dieser Spaß kosten? Muchas Webseite Impfreisen.at ist zu entnehmen, dass das Angebot vier Preiskategorien enthalten soll. Aus dem Gespräch des Verlegers mit „ÖSTERREICH“-Herausgeber Wolfgang Fellner kommen Summenbis maximal 30.000 Euro zum Vorschein.

Sein Angebot soll aber nicht nur Reichen zur Verfügung stehen. Daher gebe es auch ein Discounter Angebot“, das sich im Rahmen von 3.000 und 4.000 Euro bewegt. Jedem zehnten, der sich solch eine Reise nicht beziehungsweise nur schwer leisten kann, stelle er eine Gratisreise in Aussicht.

Dennoch darf auch hier ein kritischer Blick nicht vernachlässigt werden. Wie soll dieses Konzept reibungslos funktionieren? Kritiker warnen bereits vor einem Impftourismus, bei dem sich die Reichen einen schnelleren Zugang zu Impfdosen erkaufen können. Dass diejenigen zuerst geimpft werden, die ein erhöhtes Gefährdungsrisiko haben, kann mit diesem Vorgehen nicht gewährleistet werden.

„Unethisches Geschäftsmodell“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht dies ähnlich. Er beschreibt die Idee einer Impfreise als „unethisches Geschäftsmodell“In den geplanten Ländern nehme man der Bevölkerung nicht den Impfstoff weg, entgegnet jedoch das Unternehmen FIT Reisen. Erst, wenn die Menschen vor Ort weitestgehend geimpft seien, bestehe die Möglichkeit einer Impfung.

Müssten übrige Impfstoffe, die im Rahmen dieser geplanten Impfreisen an Menschen gehen, die sich eine solche Reise leisten können, nicht bedürftigen Ländern zur Verfügung gestellt werden? Diese Ansicht vertritt Lauterbach und kritisiert damit die geplanten Impfreisen.

Über Christian W. Mucha:

Er ist 67, Verleger mehrerer Zeitschriften über Medien, Gastronomie und Luxus. Der mehrfache Millionär pendelt mit seiner Frau Ekaterina zwischen Wien, St. Tropez und einem Schloss am Wörthersee. Er ist Kunstsammler und hat sein Unternehmen in eine Privatstiftung eingebracht. Mucha sucht gern die Öffentlichkeit mit kontroversen Auftritten: Dem Chef des Billigfliegers Ryanair, Michael O’Leary, bescheinigte er etwa eine „schäbige und miese Art des Geschäftemachens“.

 

Urlaubstracke/PSM, 16.02.2021, Foto: Dubai © IStock

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